Die Werra (7.10.2023)

 

Eine Tagesreise in Thüringen  über ca 25 Kilometer,
von 36404 Vacha bis 99834 Gerstungen


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Endlich war es wieder soweit!

Das Boot auf den Dachgepäckträger, und bald darauf startete unsere Tour von Vacha, direkt neben der “Brücke der Einheit”. In diesem Abschnitt zwischen Vacha und Gerstungen dominiert der Kali-Bergbau, dessen weithin sichtbares Zeichen der “Monte Kali” ist, ein mittlerweile 530 Meter hoher Berg aus Abraum und Asche.  Dieser und ein weiterer Abraumberg waren während der gesamten Fahrt in Sicht, ansonsten war die Werra überraschend naturbelassen, die Uferbereiche waren grösstenteils unverbaut und liefern der Tierwelt reichlich Bruchholz, Dickichte, Bäume und Sandbänke.

Das Wetter am 7.10.2023: bewölkt, 15 - 18 Grad, kein Regen, mässiger Wind. Fürs paddeln war das ganz angenehm, ich hätte mir trotzdem mehr Sonne an diesem herbstlichen Samstag gewünscht. 
Diesmal mit dabei, ein GPS Tracker, der uns Statistiken über Zeit, Geschwindigkeit, Höhenunterschied und sonstige Daten lieferte, die einfach mal interessant zu Wissen waren.

Nun aber genug der Worte, das Boot wurde ins Wasser gelassen und los gings!


  

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Auf unserer Strecke lagen sieben Wehre, die allesamt für Wasserkraftwerke und deren Stromgewinnung gebaut wurden. Ein Effekt der Wehre war eine deutlich langsamere Strömung, so dass wir zeitweise das Gefühl hatten, kaum voranzukommen, zusätzlich hatten wir teilweise deutlichen Gegenwind. Außerdem war insbesondere das Wehr Philippsthal eine besondere Herausforderung, denn unterhalb des Wehres war der Wasserstand sehr niedrig.
Also Strümpfe ausgezogen, Hose hochgekrempelt, und dann wurde das Boot linksseitig des Wehres über ca 5 Meter Kies gezogen. Die vorgesehene Boots-”Treppe” war zwar eine gute Idee, aber dort was der Wasserstand noch niedriger. Wer diese Strecke fahren möchte, sollte auf jeden Fall eventuelle Schwierigkeiten mit dem Wasserstand bedenken.


Hier folgen einige Fotos von dem Wehr Philippsthal und Umgebung: 

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Bald kam der Kaliberg Heringen in Sicht, das war in einer Kurve vor Harnrode:

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Apropos Harnrode: Der Ort, der aus dem Namen “Harnröder Höfe” entstand, hat das nächste Wehr zu bieten. Und wo das Wehr in Philippsthal eher schwierig und unwegsam zu meistern war, wartete in Harnrode ein richtiger kleiner Rastplatz auf uns. Aber der Reihe nach: das Wehr Harnrode kündigt sich mit den üblichen rot-weissen Warnschildern an. Etwa 200 Meter vor dem Wehr stand links ein Schild mit dem Boots-umtragen Symbol. Das zeigt in eine Uferregion, wo das aussetzen wirklich schwierig ist. Wir entschieden uns, uns das Wehr näher anzusehen, und siehe da, ganz ohne Hinweisschild ist kurz vor dem Wehr links ein gut ausgebauter Anlegesteg, mit einer Betonbank und Tisch, und eine freie Fläche, die man sicher auch zum Bootabholen/bringen mit dem Anhänger nutzen kann.

Nach der Rast konnten wir das Boot linksseitig vom Wehr umtragen, die Einsetzstelle ist allerdings weniger komfortabel, es gibt einen Holzsteg, aber durch Steine im Wasser ist das einsetzen nicht ganz einfach..

Nachfolgend einige Bilder vom Wehr Harnrode und dem Rastplatz.

 

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Nach dem Harnrode-Wehr kam erstmal einfach nur ruhige Natur. Die Werra wirkte auf uns naturbelassen, es gab viele Sandbänke, was allerdings auch am niedrigen Wsserstand lag; dann waren da abgebrochene Baumstämme und Bruchholz, das für die am Wasser lebenden Tiere reichlich Verstecke und Nahrung bietet.

Rechtsseitig kam der Ort Lengers in Sicht, kurz darauf waren wir dann in Wölfershausen, (ursprünglich Wulfirshus).

Nach einer weiteren kurvenreichen und abwechslungsreichen Fahrt näherten wir uns dem Wehr “alte Mühle Heringen.”

Hier ist ein Bootswagen sinnvoll, aussetzen links vor dem Wehr, umtragen über vielleicht 50 Meter, dann unterhalb des Wehrs einsetzen. Es ist kein eindeutiger Weg beschildert, man muss einfach die Pfade erkunden, die vom Weg nach rechts zum Wehr abzweigen. Die Einsetzstelle ist eine einfache Betontreppe, sie war  gut und problemlos zu nutzen.

 Und wieder einige Bilder, beginnend von Harnrode bis “Alte Mühle Heringen”.

 

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Heringen, “Alte Mühle”

Der Name ist berechtigt, denn seit dem 12. Jahrhundert gab es hier an der Werra eine Mühle, die durch die Jahrhunderte hindurch bestand, wenn auch seit 1927 als kompletter Neubau. Die bewegte Geschichte und auch die unterschiedlichen Planungen für Wasserkanäle mitsamt einigen Fotos kann man unter anderem am Rastplatz in der Nähe der Mühle nachlesen.

Wie schon weiter oben erwähnt, hatten wir also unser Boot an einer Betontreppe eingesetzt und weiter ging es in Richtung Widdershausen.  Auf dem Weg dorthin war der grosse “Mount Kali” eindrucksvoll zu sehen. Bei  Widdershausen wartete das zweistufige “Werrawehr Heringen” auf uns; es liegt östlich von Widdershausen, auch wenn der Name nahelegt, daß es bei Heringen liegt. Einhundert Meter vor dem Wehr weist ein Schild mittig über der Brücke auf die Gefahr hin. Das Wehr wird rechts umgetragen über ca 50 Meter, das geht relativ einfach; das einsetzen am relativ steilen Ufer ist allerdings nur zu zweit gut zu schaffen.

Die folgenden Bilder zeigen die Strecke von Heringen bis Widdershausen.  

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Nun erwartete uns ein Teilstück von 2,5 Kilometern zum Wehr in Berka. (Übrigens: Wer sich diese Gegend auf Google Maps ansieht, wird bei einigen Orten nur noch “Werra-Suhl-Tal” finden, teilweise mit dem Ortsteil angehängt.)  Die Strecke ist sehr naturbelassen, fast schon einsam; es gibt nur wenige Brücken, und nur selten führen grössere Strassen über längere Strecken am Ufer entlang. Schwäne und Enten beherrschen das Wasser, und bei Niedrigwasser entstehen manche Sandbänke im Wasser, die einen willkommenen Schutz für die Wassertiere bieten.

Auf unseren früheren Paddeltouren auf der Werra hatte ich öfters die schlechte Wasserqualität bemängelt. Immerhin tut sich nun etwas: Kali&Salz wurde in einem Vergleich dazu verpflichtet, ab 2024 deutlich weniger Salze in die Werra einzuleiten.

Omnia bene evenient (lat: Alles wird gut! :-)

Vor dem Wehr in Berka setzt man das Boot auf der rechten Seite aus. Dort ist unter anderem eine Hinweistafel mit der Beschreibung, wo man das Boot wieder einsetzen sollte. Diese Tafel  sollte mansich ansehen, denn es geht über 150 Meter durch zwei Strassen und zwischen einigen Häusern entlang. 

Berka liegt durch die Werra getrennt gegenüber von Obersuhl, die Brücke zwischen diesen Orten wurde im zweiten Weltkrieg gesprengt, ab dieser Zeit lag Berka bis zur Grenzöffnung innerhalb der Sperrzone auf DDR-Gebiet. Die kleine Stadt hat sehr schöne Fachwerkbauten, allerdings wurden bei einem Grossbrand im 17. Jahrhundert (30-jähriger Krieg) viele Häuser zerstört, und ein Grossteil der damaligen Bevölkerung kam durch Krieg, Pest und Hunger um.

Wer sich darüber weiter informieren möchte, sollte das Museum in der Schulstraße, 99826 Berka vor dem Hainich besuchen.

Aber nun ging unsere Reise weiter, die letzte kurze Etappe endete in Gerstungen.

In Gerstungen gibt es eine Einsetzstelle. Von Berka kommend ist die Anlegestelle links hinter der Brücke der L2116 in der Nähe eines Baumarkts. Autoparkplätze sind ebenfalls vorhanden.

Die Werra ist auf diesem kurzen Stück nochmal komplett einsam, keine Gebäude, Strassen oder Brücken waren zu sehen. Dafür hatten wir eine Familie Schwäne gesehen, die den schönen Nachmittag auf der Werra genossen.

 

Das war mein Bericht zur Paddeltour Vacha-Gerstungen!

Hier noch einige kleinere Statistiken:

 Gesamtstrecke incl umtragen: 27,2 Kilometer

Höhenunterschied zwischen Start und Ziel: 51 Meter

Erreichte Höchstgeschwindigkeit: 10,8 KM/h

Durchschnittsgeschwindigkeit incl Pausen und umtragen:5,2 KM/h (nutzlos zu wissen, aber irgendwie witzig) :-)

 

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Dieter Hucke, DE-Hofgeismar, im Oktober 2023.